Die traurige Nachricht erreichte uns Ostern. Rainer Stahl, das Trampolin Urgestein aus Hessen, verstarb am 4. April 2007, wurde nur 61 Jahre alt. Er hinterlässt eine Lücke, die insbesondere in Dillenburg nur schwer zu schließen sein dürte.
Nach seinem Studium an der Universität in Marburg, wo er im Hochschulsport das Trampolin kennen lernte, startete er seine berufliche Karriere zunächst als Pressereferent der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Frankfurt. Schon bald zog es ihn von der Mainmetropole zurück ins einhundert Kilometer entfernte Dillenburg. Dort machte er sich als Sport- und auch Lokal-Redakteur der heimischen Tageszeitung Dill-Post mit dem Kürzel "RS" bis zu seinem vor sechs Jahren gesundheitlich erzwungenen vorzeitigen Ruhestand weit über die Grenzen Mittelhessens hinaus einen Namen. Doch insbesondere zeichneten ihn zigtausende seiner Bilder aus, denn die Sport-Fotografie galt als Arbeit und Hobby zugleich. Während all der Schaffensjahre gehörte er dem Frankfurter Presseclub an.
Seine turnerische Heimat war der TV 1843 Dillenburg, wo er Anfang der siebziger Jahre die Abteilung gründete. Und auch im Turngau Lahn-Dill organisierte er bis zuletzt das Trampolinturnen. Über zwei Jahrzehnte prägte er zudem wie kein anderer als Landesfachwart die Entwicklung in Hessen, bestimmte die Trampolin Szene, war deren Ideengeber, Motor, Manager, ja nicht nur überall zu finden, sondern auch multifunktional einsetzbar. Und für solch einen fleißigen Menschen stellten sich alsbald auch die sportlichen Erfolge ein. Sein Name und seine "Dillis", wie seine Sportlerinnen liebevoll genannt wurden, genossen selbst im Ausland einen hohen Bekanntheitsgrad. Er wirkte auch in Gremien des Deutschen Turner-Bundes mit. So in den achtziger Jahren als Pressemitarbeiter im Bundesfachausschuss. Und als gestandener Kampfrichter bekam er zu dieser Zeit von der FIT, nach abgelegter Prüfung, sein internationales Brevet überreicht. Uneigennützig, ja vor allem unaufgefordert half er dann nach der politischen Wende in den neuen Ländern das Trampolinturnen voran zu treiben.
In Dillenburg selbst organisierte er in all den Jahren regelmäßig Vereins- und Gauwettkämpfe, ungezählte Hessen-Meisterschaften, diverse Deutsche Meisterschaften und auch einige Länderkämpfe. Höhepunkt war zweifelsohne für den "Macher" mit der Pfeiffe im Jahre 1990 die von über tausend Jugendlichen aus aller Welt besuchten World-Age-Group-Games in der kurz zuvor fertig gestellten und von ihm mitgestalteten Nassau-Oranien Halle in Dillenburg. Mit dem im letzten Herbst erstmals von ihm durchgeführten Wilhelm-von-Oranien Pokal fand dort in jüngster Zeit ein bundesoffener Nachwuchs-Wettkampf statt, den er als eine seiner letzten nationalen Aktionen umsetzte. Weitere Ideen hatte er indes noch genug, er wollte sie schrittweise umsetzen.
Seine Trampolin Biographie lückenlos zu formulieren käme einer Sisyphusarbeit gleich, denn sie ist ausgesprochen umfangreich. In den über dreißig Jahren erlebten wir unseren Rainer als "Mitstreiter" allerdings nicht immer nur liebevoll, sondern er hatte auch seine "Ecken und Kanten". Ob regional, national oder international, es ging ihm wohl immer um die Weiterentwicklung der Sportart. Sein großer Traum blieb lange Zeit unerfüllt. Spätestens seit seiner Berichterstattung von den Olympischen Spielen 1972 in München sprach er verschiedentlich darüber, schmiedete gar ohne den Weltverband eigene Pläne, musste sich in Geduld üben. Doch im Jahre 2000 in Sydney wurde er schließlich Wirklichkeit.
Als Dank und Anerkennung seiner umfangreichen Tätigkeit zeichnete ihn der Hessische Turnverband im Jahre 1995 in einer Überraschungs-Aktion mit der großen Jahn-Medaille aus, typisch für ihn, denn Ehrungen lehnte er konsequent ab.
Das Trampolinturnen in Dillenburg muss sich zukünftig ohne ihn entwickeln. Gottlob hat er zumindest einen Teil seiner Sachkunde, wohl wissend um seine gesundheitliche Situation, rechtzeitig der nächsten Generation angeboten.
Rainer hab Dank, du wirst uns fehlen.