Beide Titel bei Trampolin-Mannschafts-DM an TGJ Salzitter / Anna Dogonadze muss passen
Akrobatik, gute Laune und nicht zuletzt faszinierender Turnsport: Das hatte schon etwas von WM-Fieber, was am Wochenende in den Sporthallen des Wormser Bildungszentrums abging. Aber nicht König Fußball stand im Mittelpunkt des Geschehens, sondern nahezu 400 Trampolinspringer aus ganz Deutschland, die ihre nationalen Mannschaftsmeister 2006 suchten und nach tollen Leistungen auch fanden.
Von Jürgen Jaap
"Eine klasse Atmosphäre in einem perfekten Ambiente", brachte Henrik Stehlik (TGJ Salzgitter) drei Tage hervorragenden Trampolinsport auf den Punkt. Der Doppel-Weltmeister aus der niedersächsischen Springer-Hochburg durfte sich dabei nicht allein über die professionellen Rahmenbedingungen in Worms freuen, auch sportlich gab´s gleich zweifachen Grund zur Ausgelassenheit. "Dass wir das Double schaffen, ist schon ziemlich außergewöhnlich", strahlte der Student aus Salzgitter mit seinem Damen-Quartett um die Wette, das – angeführt von der slowenischen Spitzenspringerin Katarina Prokesova – ebenfalls am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen stand.
Tollen Sport boten den zahlreichen Zuschauern speziell die Asse aus dem niedersächsischen Springer-Mekka. Triffis, Doppelsalto rückwärts gehockt, Fliffis, Salto rückwärts mit eineinhalb Schrauben, Barani, Riesenbaby, Salto gestreckt, Doppelsalto vorwärts gebückt, Fliffis, Doppelsalto mit drei Schrauben: So liest sich die Wettkampfkarte von Henrik Stehlik. Zehn Sprünge seiner Kür-Übung in schwarzer Tinte – fast fremdartig anmutend – auf gelbem Karton verewigt, geraten wenig später zum sportlichen Gesamt-Kunstwerk. Erwachsen aus atemberaubender Akrobatik, männlicher Kraft, beeindruckender Körperbeherrschung und bezaubernder Eleganz springt der doppelte Weltmeister – nein, fliegt er zur Bestnote und damit auch zur Titelverteidigung der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft.
"Konnte man von ihm ja wohl erwarten", sagt ein Zuschauer wissend dreinschauend. "Nein, konnte man nicht unbedingt", entgegnet Kay Schlüpmann, Wettkampfbeauftragter des DTB für Trampolinspringen. "Das Niveau bei den Herren ist extrem hoch. Da befinden sich viele Springer auf nahezu gleicher Augenhöhe." Dass am Ende das favorisierte Quartett der TGJ Salzgitter in einem spannenden und hochklassigen Wettkampf die Nase nur knapp vor MTV Bad Kreuznach hatte, war den begeisterten Zuschauern egal. Hauptsache, man hatte tollen Sport in der Nibelungenstadt genießen dürfen.
Und den gab´s reichlich, obwohl die Damen-Wettbewerbe unter der Absage von Anna Dogonadze aus Bad Kreuznach doch arg litten. Die Olympiasiegerin musste passen, weil der Titelverteidiger kein Team zusammen bekam. "Gleich zwei Springerinnen aus ihrer Mannschaft haben sich verletzt", erklärte Kay Schlüpmann. "Das kann halt leider bei unserer nicht ganz ungefährlichen Sportart schon einmal passieren." Die Gunst der Stunde nutzte die TGJ Salzgitter um Katerina Prokesova. Die Topathletin der deutschen Hochburg im Trampolinspringen freute sich mächtig drüber: "Schön, dass wir unseren Männern nicht nachstanden."
Was besonders Organisator Frank Schembs vom Ausrichter TV Leiselheim beeindruckte, war der Umstand, dass "neben den absoluten deutschen Topathleten auch die komplette nationale Spitze im Nachwuchsbereich ab neun Jahren nach Worms kam." Die feierte – frei nach dem Motto "zu Gast bei Freunden" – mit der Helferschar beim 2:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schweden, beim Zelten vor dem BIZ und bei der "Big-Trampolin-Party" ein rauschendes Fest. Und auch wenn dem Wormser Vorturner hinterher der Kopf ob der vielen Arbeit rauchte, war er trotzdem überglücklich: "Mir und allen meinen Mitstreitern vom TVL und ganz beosnders von der Wormser Karl-Hoffman-Schule hat es riesigen Spaß gemacht."
Aus der Wormser Zeitung vom 26.6.2006, Artikel von Jürgen Jaab