Trampolin-Königin auf dem Sprung nach Peking

Aus "Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach" von Dirk Waidner

Auf dem Sprung nach Peking: Anna Dogonadze und Henrik Stehlik sind bei den Olympischen Spielen deutsche Vertreter im Trampolinturnen. Im Bundesstützpunkt in den Rose Barracks hielten sie unter Anleitung von Bundestrainer Michael Kuhn Trainingseinheiten ab. Stützpunktleiter Peter Gehrke nutzte dies, um zu einer offiziellen Verabschiedung der beiden Medaillenhoffnungen zu laden.

Mit einbezogen in die Feier war auch Rollstuhl-Tischtennisspieler Selcuk Cetin, der im September Bad Kreuznach bei den Paralympics vertritt. Auch ihn hat die große Familie der Trampolinturner unter ihre Fittiche genommen. Im ehemaligen Squash-Court der Halle wurde für Cetin eine Trainingsmöglichkeit geschaffen, damit er sich optimal auf seinen sportlichen Höhepunkt vorbereiten kann.

Als Trägerverein des Stützpunkts ist der MTV Bad Kreuznach aber besonders stolz auf seine Vorzeigeathletin Anna Dogonadze. "Trotz vieler Tiefen in der Vorbereitung hast Du es zum dritten Mal geschafft. Das ist eine ganz tolle Leistung, Du bist die Trampolin-Queen", gratulierte Gehrke der Olympiasiegerin von 2004, die schon 2000 in Sydney dabei war und als Favoritin eine Medaille verpasst hatte. Dass ein Platz auf dem Treppchen diesmal eher eine Überraschung wäre, stellte Bundestrainer Michael Kuhn klar, der nach schweren Rückenproblemen Dogonadze aber ansteigende Form zugesteht. "Vier Monate Trainingspause holt man nicht so einfach auf. Die Medaillenfavoriten sind diesmal andere. Aber Annas großer Vorteil ist ihre wahnsinnige Wettkampf-Erfahrung. Mit ihrer Routine war sie schon oft in der Lage, ihre beste Leistung im Wettbewerb abzurufen", äußerte Kuhn im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Finalteilnahme ist ein realistisches Ziel, und wenn wir das erst mal erreicht haben, ist vieles möglich."

Dogonadze selbst sieht den Spielen optimistisch entgegen, macht sich aber keinen Druck. "Ich fühle mich sehr fit und hoffe, dass mein Rücken hält, damit ich in Peking meine normale Leistung bringen kann. Ich möchte ins Finale und dort eine gute Kür turnen. Ob das reicht für eine Medaille, das sehen wir dann." Ein wichtiger Faktor könnte dabei das Trampolin sein. Bei den vorolympischen Wettkämpfen hatte die 35-Jährige große Probleme mit dem harten Tuch. "Uns wurde versprochen, dass die Geräte ausgetauscht werden", hofft sie auf bessere Bedingungen.

Bürgermeisterin Martina Hassel erinnerte in ihren Grußworten an 2004, als 18000 Menschen auf dem Jahrmarkt die Rückkehr von Gold-Anna bejubelten. Da auch diesmal die Trampolin-Wettbewerbe während des Jahrmarkts stattfinden, versprach sie, dass alle Kreuznacher auf der Pfingstwiese die Daumen drücken werden. Stehlik, der als Dritter in Athen ebenfalls eine Medaille einheimste, legte sie den Wechsel nach Bad Kreuznach nahe. Obwohl er an der Nahe sehr geschätzt wird, ließ sich der mehrfache Deutsche Meister der TGJ Salzgitter dazu jedoch keine Stellungnahme entlocken. "Die Vorbereitung ist gut gelaufen und wir haben hier noch einmal eine super Trainingseinheit hingelegt. Das Fluggefühl wird immer besser", freute sich Stehlik, der für Peking mehrere Übungen abrufbar hat. "Erstes Ziel ist das Finale. Was ich dort dann letztlich turne, entscheiden wir vor Ort."

Der Präsident des Turnverbands Mittelrhein, Michael Mahlert, zeigte sich begeistert von der Sportstadt Bad Kreuznach. "Es ist toll, was hier passiert und wie die Region dahinter steht." Um ein wenig Hilfestellung zu leisten, hatte der Sportkreisvorsitzende und Vorsitzende des Turngaus Nahetal, Wolfgang Scheib, den Athleten Glückssteine mitgebracht. "Damit ihr das Glück habt, auf den Punkt fit zu sein." Weniger ideell denn materiell waren die Mitbringsel von Dietmar Canis, der im Namen der Stadtwerke Schecks an den MTV und Cetins Verein SFD Bad Kreuznach verteilte. Den beiden Kreuznacher Sportlern versprach er Medaillenprämien. Ulrich Klein als Vorsitzender der Sportfreunde Diakonie nutzte die Gelegenheit, seinen Verein vorzustellen. Den Abschluss machte der Stellvertretende Geschäftsführer des MTV, Carsten Eider, der als Glücksbringer einen echten Schornsteinfeger hereinbat und auf Chinesisch "Viel Erfolg in Peking" wünschte. "1936 Konrad Frey und nun drei Mal Anna – der MTV hat bereits zum vierten Mal einen Olympiateilnehmer. Darauf sind wir stolz. Als Tischtennistrainer freue ich mich besonders über die Qualifikation von Selcuk", meinte Eider. Da Cetins Wettkämpfe erst im September stattfinden, kam der Vorschlag auf, den Jahrmarkt zu verlängern, um auch dem Rollstuhlsportler einen Empfang auf der Pfingstwiese zu ermöglichen.

Mirko Bott