Bundesliga 2006

Vor drei Jahren haben wir uns vordergründig mit der Neugestaltung der Bundesliga beschäftigt und als Folge einen Arbeitskreis gebildet. Wenige Wochen später trafen sich die AK Mitglieder, führten eine sehr lebhafte doch gleichwohl umfassende Diskussion, die denn schließlich zu konstruktiven Vorschlägen führte. Allerdings, die Meinungen der AK-Mitglieder drifteten arg auseinander. Diese, auf einen kleinen Nenner basierenden Gedanken, fanden anschließend nicht die mehrheitliche Zustimmung des damaligen Bundesliga Ausschusses, der daraufhin wiederum eigene Ideen formulierte. In der folgenden Sondersitzung im Sommer 2003 konnten sich die angereisten Bundesliga Vereins-Vertreter auf keinen der Vorschläge einigen und das gleiche Bild ergab sich bei der Versammlung Anfang des Jahres 2004. Somit ging es ohne deutlich sichtbare Veränderungen weiter, lediglich fünf statt sechs Sportler werden seitdem bei den Begegnungen pro Durchgang eingesetzt. Doch die Diskussion ist längst nicht beendet, lediglich etwas abgeklungen. Mit den seit vier Wochen vorliegenden Anträgen der TGJ Salzgitter wird ein erneuter Anstoß gegeben, über die weitere Entwicklung der Bundesliga nachzudenken

Ein kurzer Rückblick sei erlaubt. Zunächst sollte es im Jahre 1973 eine Bundesliga für Turner geben. In der ersten Saison war der Einsatz einer Turnerin pro Team ausnahmsweise erlaubt, danach durften auch zwei Turnerinnen eingesetzt werden. Wenige Jahre später wurde diese Regelung aufgegeben, allerdings auch die Forderung nach Einführung einer eigenständigen Frauen Bundesliga. Wir ermitteln also den Deutschen Vereinsmeister, wobei es keinerlei Quote für männliche und weibliche Sportler bzw. Erwachsene und Jugendliche gibt., sprich der beste Verein soll gewinnen. Zudem müssen wir auch zukünftig alles daran setzen, uns deutlich vom Profil der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft zu positionieren. Übrigens, die DMM für Turnerinnen wurde in all den Jahren weiterhin durchgeführt und die der Turner nach fünf Jahren Unterbrechung ebenfalls wieder ins Programm aufgenommen.

Gestartet sind die „Pioniere“ mit einer I. Bundesliga, Gruppe Nord & Süd, es entwickelten sich darunter vier Regionalligen, aus denen im folgenden Jahrzehnt zwei II. Bundesligen wurden, nach 25 Jahren Existenz dann die eingleisige I. Bundesliga.

Aus diesen und weiteren Beispielen wird deutlich, stetige Veränderungen zeichneten die Entwicklung der Bundesliga. Vor zehn Jahren Zweitstartrecht für einen, später für zwei Sportler, inzwischen eine totale Öffnung. Ausländer Einsätze brachten mehr „Farbe“ und vor allem Qualität in die Wettkämpfe, sind aber seit zwei Jahren verboten, da laut Deutschem Sportbund unser eigener Nachwuchs Schaden nahm.

Nun zur aktuellen Situation und den vorliegenden Anträgen. Erstens, das Frauenturnen in der Bundesliga soll künftig per Quote eine Stärkung erfahren. Zweitens soll die Erhöhung der Chancengleichheit durch die Aufhebung der Streichnoten Regelung erreicht werden, somit bisherige, vermeintlich asymmetrische Bundesliga Begegnungen eine stärkere Wettkampfkonkurrenz ergeben.

Vor zehn Jahren wurde als Folge der Leistungsunterschiede die eingleisige Bundesliga gebildet, um die stärksten Teams gegeneinander turnen zu lassen, doch inzwischen hat sich erneut eine „Zweiklassen Gesellschaft“ ergeben.

Jetzt ein erneuter Antrag, wobei ich so meine Bedenken habe, denn diese so bezeichneten „asymmetrischen Begegnungen“ beherrschen die starken Teams auch weiterhin, in dem sie Taktik anwenden, lediglich etwas erschwerte Kürübungen turnen, also kein Risiko sondern auf Nummer sicher gehen und die Zuschauer nur noch vereinzelt spektakuläre Übungen zu sehen bekommen. Doch für diese reduzierten Kürprogramme müssen die ohnehin schon stark strapazierten Topp Sportler nicht noch zusätzlich durch die Republik „gescheucht“ werden, sie verlieren das weitere Interesse und gehen uns möglicherweise verloren. Wollen wir das wirklich?

Zu der beantragten Frauen Quote möchte ich feststellen, dass von den 17 in der Saison 2005 beteiligten Vereinen vier womöglich künftig nicht mehr dabei sein können. Also Vorsicht und vor allem Weitsicht ist geboten bei einer diesbezüglichen Abstimmung.

In der Diskussion der letzten Jahre stand die Attraktivität der Bundesliga im Vordergrund. Interessanterweise sind die jetzt formulierten Anträge kein wesentlicher Beitrag in diese Richtung. Lasst uns dies nicht aus den Augen verlieren und mit anderen Ansätzen die Entwicklung voran treiben. Von uns müssen Ideen kommen, die keinen grauen Alltag und vor allem keine Langeweile aufkommen lassen. Unsere Sportler müssen gerne mitmachen, wenn möglich ihre Höchstleistung abrufen und somit das Publikum begeistern, damit es auch gerne wieder kommt. Wir sollten auch einmal bei anderen Sportarten reinschauen und uns Anregungen holen, womöglich völlig andere Wege gehen als bisher. Doch dann müssen wir uns eventuell auch von liebgewordenen, traditionellen und derzeit gültigen Bewertungskriterien oder sonstigen angewandten Spielregeln verabschieden.

Aufgerufen daran mitzuwirken sind wir alle und ich bin nach wie vor optimistisch, eine Lösung zu finden, die das gesamte Bundesliga Spektrum abdeckt und uns letztlich dahin bringt, einen anderen Stellenwert im Sport zu erreichen, den wir uns schon seit geraumer Zeit wünschen.

Heinz-Peter Michels

Mirko Bott