Anna tritt Kürzer

Nach dem Olympiasieg und dem darauffolgenden Trubel freut sich Trampolinturnerin Anna Dogonadze nun am meisten auf ihre neun Jahre alte Tochter Mariam: "Sie hat mich lange vermisst, ich vermisse sie, das wird jetzt anders."

Die gebürtige Georgierin will "jetzt kürzer treten", "eine längere Pause" einlegen – ein Rücktritt auf Raten, den Bundestrainer Michael Kuhn akzeptieren muss, wenn auch nicht leichten Herzens: "Anna hat mittlerweile 22 Jahre Leistungssport auf dem Buckel, da ist es doch verständlich, dass sie ihr Leben jetzt anders ausrichtet."

Nachfolgerin noch nicht gefunden

Eine direkte Nachfolgerin für die Ex-Weltmeisterin aus Bad Kreuznach vermag Kuhn derzeit nicht zu erkennen. "Es wird erst einmal eine Delle geben, keine Frage", sagte der Coach, der für Olympia 2008 jedoch personelle Perspektiven sieht: "Annas Synchronpartnerin Jessica Simon wäre eine Kandidatin."
Während der Bundestrainer schon in die Zukunft blickte, genoss die Olympiasiegerin nach ihren 18 goldenen Sekunden, in denen sie 21 Salti und 14 Schrauben drehte, den in Athen üblichen Marsch durch die öffentlichen Institutionen. Pressekonferenz, TV-Interview, Auftritt im Deutschen Haus, Besuch bei Kerner, Frühstücksfernsehen und Medientalk. Mit Geduld und wohl wissend, dass sich der Rummel um sie schnell gelegt haben wird, arbeitete Anna alle Termine freundlich-verbindlich ab.

Doch reich machen wird die Sportlehrerin ihr Olympiasieg nicht. "Es wird langsam besser, aber wirklich Geld verdienen können wir mit dem Trampolinturnen immer noch nicht. Schade, dass ich schon so alt bin", meinte Dogonadze halb fatalistisch, halb resignierend. Für den Deutschen Turner-Bund (DTB) hingegen ist der Sieg seiner Vorzeigeathletin bares Geld wert, selbst wenn sie nie wieder für Deutschland antreten sollte.
"Mit Annas Gold kann der Verband gut leben und steht auch finanziell sehr gut da", bestätigte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. Damit ist auch Trampolin-Weltmeister Henrik Stehlik (Salzgitter) der Druck genommen, durch seine Leistung die Optimalförderung für die deutschen Trampolinturner herausholen zu müssen.

:Quelle: Yahoo Sports

Mirko Bott