Fast alle Wettkämpfe sind abgesagt, nur die Erwachsenen dürfen (hoffentlich) noch ihre Deutschen Meisterschaften turnen, was nun? Bei der Suche nach Alternativen sind wir auf ein Wettkampfformat gestoßen, was schon seit April – als für uns noch alle Turnhallen geschlossen waren – erfolgreich Anwendung findet: sogenannte eTournaments. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um Wettkämpfe im Internet. Am 15. April startete das erste eTournament im Karate, bei dem die Teilnehmer im Garten oder im Keller oder wo auch immer Platz war, eine Kata mit dem Handy aufgenommen haben. Katas sind fest vorgegebene Abfolgen von Karate-Techniken, für uns Turner am ehesten vergleichbar mit eine Pflicht-Bodenübung.
Die Teilnehmer haben diese Videoaufzeichnungen entweder auf ihren eigenen YouTube-Account gespeichert oder direkt in das Online-Portal hochgeladen. Danach haben sich Schiedsrichter die Videos angesehen und per KO-System entschieden, welcher Kämpfer besser war und damit in die nächste Runde kam. Dann musste ein neues Video aufgenommen werden und dies wieder hochgeladen bis am Ende ein Sieger feststand.
Nun muss man das nur noch irgendwie mit Trampolin kombinieren. Klar ist, Garten und Keller fallen bei uns aus. Unsere Videos können nur aus dem Training der verschiedenen Vereine kommen. Da jeder Verein unterschiedlich Training hat, muss für so eine Aufzeichnung auch eine ganze Woche Zeit sein. Ein paar Schwierigkeiten haben wir noch mit dem Regelwerk: Wie macht man HD und ToF? Nach ein paar Experimenten und unter der Annahme, dass es nicht ganz so schlimm ist, wenn mal eine Abweichung von der Mitte nicht ganz exakt bestimmt wurde, konnten wir das horizontal displacement (HD) bei Videos aus dem richtigen Winkel bewerten. Schwieriger ist das mit der Time of Flight (ToF). Sicherlich lässt sich auch das mit der heutigen Technik berechnen, jedoch sollte das auch in einem vertretbaren Aufwand passieren. So haben wir uns für ToE = Time of Execution entschieden. Es wird also die Gesamtzeit der Übung gemessen. Und damit dieser Wert nicht mehr zählt als die korrekte Ausführung der Sprünge, nehmen wir für die Berechnung der Endnote nur die Hälfte (ToE/2). Der Rest ist bekannt: Wir freuen uns auf Videos von Übungen in Trikot – genauso wie im Wettkampf auch. Mitmachen darf jeder der einen Salto kann. Geturnt wird in vier Runden: Pflicht+Kür für alle in der ersten Runde, dann je eine Kür für die besten 16, die besten 8 und diebesten vier. Die Wettkampfklassen sind in Elite und Basic unterteilt. Wer noch keine Übung turnt oder gerade an einer neuen Kombination von Elementen arbeitet, kann sich beim 2Trick probieren. Hier werden nur 2 Übungsteile gefordert. Eigentlich gehört dieser Wettkampf in den Spaß-Bereich, aber wer hat gesagt, dass Wettkampfsportler keinen Spaß haben dürfen?
Wir hoffen, dass sich auch ein paar Kampfrichter finden, die die Video-Aufzeichnungen bewerten können. Hier kann man ja auch gut üben, wenn man mal was nicht gleich gesehen hat, guckt man sich das Video halt noch mal an.
Ein ganz großes Dankeschön an die Firma Sportdata.org, die uns das System für den Video-Upload und die Kampfrichterbewertungen zur Verfügung gestellt hat. Sicherlich sind die Mitarbeiter auch ganz gespannt darauf, was die Trampolin-Turner mit einem auf Kampfsportarten ausgelegten System anstellen.
Die Ausschreibung für den Wettkampf gibt es aktuell nur in Englisch, an einer deutschen Kurzfassung wird noch gearbeitet.