Trampolinturner auf dem Sprung nach Athen
Trainingslager im Bundesleistungszentrum in Lebenstedt Kleines Luxusproblem: Zwei Übungsleiter für drei Aktive
LEBENSTEDT. Beim Trampolin ist eben doch vieles anders: Eigentlich sollten Anna Dogonadze und Katarina Prokesova im Vorfeld der Olympischen Spiele in Athen erbitterte Rivalinnen sein. Dabei trainiert das Duo derzeit in trauter Einigkeit mit Weltmeister Henrik Stehlik im Bundesstützpunkt bei der TG Jugenddorf.
Für Bundestrainer Michael Kuhn ist das deutsch-slowakische Trainingslager völlig unproblematisch. "Wir helfen uns gegenseitig und haben sogar eine echte Luxus-Situation mit zwei Trainern für drei Athleten", sagt Kuhn.
Außer den beiden deutschen Olympiateilnehmern Anna Dogonadze und Henrik Stehlik fährt bekanntlich Katarina Prokesova für die Slowakei in die griechische Hauptstadt. Die Bundesligaturnerin der TG Jugenddorf lässt sich dabei von Ute Luxon-Pitkamin betreuen, die auch die Heimtrainerin von Stehlik ist.
Das gemeinsame Vorbereitungstraining wird sogar noch erweitert: Anfang August trainiert das Trio in Bad Kreuznach mit US-Girl Jennifer Parilla, die sich ebenfalls in der Bundesrepublik vorbereitet. Während der letzten Tage vor dem Abflug wird dann noch in Stuttgart gejumpt. Trotz des nahenden Sommers also drei Wochen in der Halle? "Es gibt keine Wetterbedingungen, die uns stören würden", beteuert Stehlik.
Ihn zieht es sogar nach dem offiziellen Trainingsende auf das Sprungtuch, obwohl die Teilnehmer des Feriensportkurses und deren Übungsleiterin Viola Gaida schon fast ehrfürchtig auf ihren Einsatz warten. Dabei steht der Mann doch momentan fast fünf Stunden auf der Matte.
"Jetzt wird das Wettkampfprogramm geturnt, nachdem wir in den vergangenen Wochen die Grundlagen für Kraft und Kondition gelegt haben", erzählt Stehlik. Er braucht dieses gute Körpergefühl für seine Wettkampf-Sicherheit. Die Physiotherapeutin Jenny Lolies sorgt unter anderem dafür, dass er wie die einst ebenfalls für die TGJ startende Anna Dogonadze und Katarina Prokesova optimal betreut und behandelt werden. "Jenny war früher selbst aktiv und weiß, welche Muskeln auf dem Trampolin besonders beansprucht werden", erläutert Stehlik.
Wie Kuhn bedauert er, dass es bei den Olympischen Spielen keinen Mannschaftswettbewerb gibt. Dazu Kuhn: "Aber es bleibt wohl utopisch, dass die Teamwertung auch noch in das IOC-Programm aufgenommen wird."
Dabei hätten gerade die Deutschen viel gegenseitige Motivation aus der Mannschaft ziehen können, wie es sich beispielsweise bei der WM in Hannover auszahlte. Mit gesteigertem Medien-Interesse für das Trampolinturnen rechnet Kuhn übrigens nur, wenn die Medaillenjagd seiner beiden Schützlinge erfolgreich sein sollte. "Da ist in der Spitze aber alles drin: Wir wollen das Finale der besten Acht erreichen und dann entscheidet die Tagesform."
Weil er in Salzgitter zu Freunden gekommen sei, konnte Kuhn übrigens seine Familie mitbringen. "Das ist natürlich angenehm, weil ich als Bundestrainer seit 1998 (zunächst kommissarisch) ohnehin viel unterwegs bin."
Artikel von Jörg David