Deutsche testen ohne Druck

"Das Niveau ist top, daher kommen wir ja auch so gerne aus den USA nach Aachen gereist. Umso höher sind unser Sieg und die vorderen Platzierungen einzustufen", freute sich Dimitri Polyarush. Zwar ist der 37-jährige Ex-Weltmeister nicht mehr selbst auf dem Trampolin aktiv, zeichnet aber als Trainer für das US-amerikanische Team aus Colorado Springs verantwortlich. Und macht sich Hoffnungen, dass zwei seiner Aktiven den Sprung ins Olympiateam schaffen. Berechtigte, wie man beim 16. Grenzland-Cup sah: Erin Blanchard siegte bei den Turnerinnen vor ihrer Landsfrau Alaina Hebert und Jessica Simon (Bad Kreuznach), Chris Estrada sprang hinter Flavio Cannone (Italien) und Vorjahressieger Peter Jensen (Dänemark) auf Rang 3.

Gute Erinnerungen

Seit rund zehn Jahren lebt Polyarush, der 1996 Weltmeister war, in den USA. "An Aachen haben ich sehr gute Erinnerungen, habe 1996 selbst schon hier gewonnen. Das ist sicher mein fünfter, sechster Besuch", blickt der gebürtige Weißrusse zurück. Mit dem 24-jährigen Estrada trainiert er den derzeit besten Amerikaner, der sein Land auch schon bei einer WM vertrat. Dagegen muss sich die 18-jährige Erin Blanchard mit vier Kolleginnen im Kampf um das eine Olympia-Ticket auseinandersetzen. "Sie hat aber gute Chancen, wenn sie so weiterspringt", war Polyarush nach ihrem Sieg überzeugt.

Das Olympia-Ticket hat Flavio Cannone bereits in der Tasche. In Italien ist der WM-Sechste die absolute Nummer 1. Schon in Athen war der 26-Jährige am Start. "Doch da habe ich aufgrund von Rückenproblemen das Finale verpasst", erläutert der Italiener. Für Peking ist ein Finalplatz das Ziel, ein erreichbares, wie die jüngsten Platzierungen zeigen: Vor einer Woche wurde Cannone, der seit 15 Jahren springt, Zweiter beim Weltcup in Polen, im November hatte er beim vorolympischen Turnier in Peking Rang 4 belegt.

Dagegen fehlten die beiden deutschen Top-Springer: Olympiasiegerin Anna Dogonadze laboriert an Rückenbeschwerden. Zwar ist sie auf dem Weg der Besserung, musste aber auch für die EM-Qualifikationen vor einer Woche in Essen sowie Ende des Monats in Mainz Dispens erhalten. "Zum Glück ist sie auf dem Wege der Besserung, für die EM Ende April in Dänemark ist sie ohnehin gesetzt", so Frauen-Bundestrainerin Ute Luxon (Salzgitter). Überzeugend sprang Jessica Simon als Dritte beim Grenzland-Cup‘ nachdem sie bei der EM-Quah einen schlechten Tag erwischt hatte. "Sie hat ganz viel Kampfgeist bewiesen", so Luxon.

Bei den Männern fehlte der Olympia-Dritte Henrik Stehlik (Salzgitter), der die Trampolinturner aber bei einer DOSB-Sitzung vertrat. Für die EM ist Stehlik‘ der die erste Qualifikation gewann, gesetzt. Seine Chance in Aachen nutzte nach schwacher EM-Qualli Dennis Luxon (Salzgitter), der in Aachen als Vierter bester Deutscher war. "Er ist in der Polizeiausbildung, und beides unter einen Hut zu bringen, ist für ihn nicht ganz einfach", ist seine Mutter, die Bundestrainer Michael Kuhn vertrat, froh, dass es in Aachen wieder so gut lief. Rang 8 ging an Martin Gromowski (Bad Kreuznach). "Das Niveau in Aachen war sehr gut. Umso wichtiger war es für uns, dass wir ohne Druck einmal testen konnten."

Ok-Chef Wilfried Braunsdorf übergibt die Organisation an Dirk Flecken

Der Beifall war lang anhaltend und herzlich – und er galt Wilfried Braunsdorf. 16 Mal zeichnete der Aachener für den Grenzland-Cup der Trampolinturner verantwortlich. Nun zieht er sich ins zweite Glied zurück und legt die Organisation in die Hände von Dirk Flecken, Trainer beim ausrichtenden Burtscheider TV. "Aber ich bin ja nicht aus der Welt", versprach Braunsdorf angesichts der Anerkennung sichtlich gerührt. Und auch erleichtert, denn eins steht fest: Es wird auch eine 17. Auflage der German Open im Jahr 2010 geben.
"Wir hatten wieder ein riesiges Starterfeld und ein tolles Niveau", freute sich der scheidende OK-Chef über den weltweiten Zuspruch. "In den ersten Jahren hätte ich nicht gedacht, dass wir solchen Erfolg hatten." Zweimal wurde in Aachen ein Weltcup ausgerichtet – was aufgrund des geänderten Reglements bei einer Hallenhöhe von 7,95 Meter in Aachen nicht mehr möglich ist. Doch die German Open in Aachen sind neben dem Flower-Cup in den Niederlanden, mit dem sie sich alle zwei Jahre abwechseln, eine der bedeutendsten Wettbewerbe in Europa.

Wilfried Braunsdorf

Mirko Bott