Zusammengesetzte Zeitformen werden bei Verben der Bewegung im Deutschen mit dem Hilfsverb */sein/* und nicht mit */haben/* gebildet. Im Perfekt heißt es also: "Ich */bin/* gegangen". Hierbei vergleiche man: "Ich */habe/* gestanden."
Im Süden Deutschlands gilt offenbar auch der Stillstand als Bewegung. Dort sagt man deshalb "I *bin* g’standn", "I *bin* g’legn", "I *bin* g’sessn".
Nun sind wir hier im Münsterland aber nicht im Süden Deutschlands und trotzdem gibt es beim Trampolinturnen ein Verb, was zwar landläufig nicht zur Gattung ,Verb der Bewegung gehört‘ und trotzdem mit sein gebildet wird. Es handelt sich hierbei um das Verb "abbrechen".
Immer wenn ein Turner seine Übung in einem Turnier nicht durchgeturnt hat, hört man es von den Rängen raunen: "Er *ist* abgebrochen!"
Selten hört man "Er hat abgebrochen.", was doch eigentlich nach oben genannter Faustregel der deutschen Grammatik das bessere Deutsch wäre. Aber hier irrt der Grammatikfachmann und der Laie wundert sich:
Abbrechen ist im Trampolinsport ein Verb der Bewegung. Schließlich befindet sich der Turner bei seiner Aktion im Sprung, den er nur aufgrund von ungewollten Bewegungen nicht so ausführen kann, wie er es sich wünscht. Der Turner kommt aus seiner Flugbahn und bricht ab. Dann sagt man also folgerichtig: Er *ist* abgebrochen.
Soll nur einer sagen, im Abbrechen der Turnübung sei keine Bewegung drin! Fragt doch den Trainer wie häufig er die Matte schieben muss, um die Bewegung des fliegenden Körper abzufangen!
Marie-Luise Fliege