…es ist an der Zeit

Es ist an der Zeit, ein bisschen höher zu kommen

Kubicka-Zwillinge wollen dafür sorgen, dass die Trampolin-Nationalmannschaft bei der EM ihr kontinentales Tief überwindet

Von Katja Sturm

FRANKFURT A. M. Eine Art Trauma gilt es zu überwinden, wenn die deutschen Trampolinturner bei den am heutigen Donnerstag beginnenden Europameisterschaften im russischen St. Petersburg aufs Tuch steigen. Denn, so erzählt Markus Kubicka von der SG Frankfurt-Nied, in jüngster Vergangenheit sei es bei Welttitelkämpfen stets gut für die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) gelaufen, auf kontinentaler Ebene dagegen nicht. Was, wie wohl erläutert werden sollte, bei den Höhenfliegern unter den Turnern lediglich das Verpassen einer Medaille bedeutet, denn im Gegensatz zu den Kollegen aus dem Kunstturnen oder den Sportgymnastinnen sind die Trampoliner bis heute erfolgreich im Sammeln von Edelmetall, haben erst im Vorjahr bei der WM im dänischen Odense Team-Silber gewonnen.

Die Voraussetzungen scheinen auch diesmal gut. Zumindest wenn man den vor einer knappen Woche während der mehrtägigen Vorbereitung in Frankfurt geturnten Test-Wettkampf betrachtet. "Äußerst positiv", sei der verlaufen, erläutert Bundestrainer Michael Kuhn, keinen einzigen Abbruch habe es gegeben. Doch natürlich sei vieles eine Frage der Tagesform.

So auch, wer nach dem erhofften Einzug ins Mannschaftsfinale dort die deutschen Farben wird vertreten dürfen. Denn einer aus dem DTB-Quartett muss am Boden bleiben, wenn die anderen in Richtung Medaillen abheben. Dass es nicht Markus Kubicka sein wird, dessen darf man sich sicher sein. Der amtierende deutsche Meister turnt in Russland seine vierte EM, und zwar mit einem umfangreichen Programm: Außer im Team wird er noch im Einzel und im Synchronturnen am heutigen Donnerstag mit Henrik Stehlik aus Salzgitter an den Start gehen. Die ursprünglich geplante und optisch fast perfekte Kombination mit seinem Zwillingsbruder Michael wurde gestrichen. "Ich habe immer noch meine Blackout-Probleme", erklärt dieser. Die Bewegungsstörung bei einzelnen Elementen war bei dem Sportsoldaten kurz vor den deutschen Meisterschaften während des Turnfestes im Mai in Leipzig wieder aufgetaucht, und seitdem hat er sie noch nicht in den Griff bekommen. Dass er trotzdem mit dabei ist im EM-Team, verdankt er neben seiner ansonsten guten Form einem Missgeschick des Olympiateilnehmers Michael Serth (Schaafheim), der sich ausgerechnet bei der letzten EM-Qualifikation verletzt hat. "Michael ist nicht zu ersetzen", sagt Michael Kubicka. "Aber es ist nicht so, dass wir ohne ihn keine Chance mit dem Team hätten", fügt Markus Kubicka hinzu.

Was Einzel und Synchron angeht, hofft der 25-Jährige ebenfalls im Finale dabei zu sein. "Unter den besten Fünf", erwartet ihn Bundestrainer Kuhn sogar im Einzel. Das Zeug dazu dürfte Markus Kubicka allemal haben, aber auch wenn er schon zahlreiche internationale Auftritte hinter sich gebracht hat, "es wird nicht einfacher, je öfter man turnt". Die EM vor zwei Jahren in Eindhoven hatte er als Sechster abgeschlossen, "es wäre an der Zeit, dass ich jetzt ein bisschen höher komme". Doch "wenn ich mit mir und meinem Wettkampf zufrieden bin, kann ich jede Platzierung akzeptieren".

Für Bruder Michael Kubicka, der zum zweiten Mal bei kontinentalen Titelkämpfen dabei ist, wäre dagegen der Sprung ins Einzelfinale eine Riesenüberraschung. "Das Niveau ist seit 1997 enorm gestiegen", sagt er, und um unter die besten Zehn zu kommen, "müsste ich über mich hinauswachsen."

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Dokument erstellt am 13.11.2002 um 23:59:58 Uhr
Erscheinungsdatum 14.11.2002

Mirko Bott