Dorra kündigt in Münster

Dieser Beitrag wurde entdeckt auf "www.echo-muenster.de" – Bericht von Thomas Austermann

Münster hat nur eine Handvoll Leistungsstützpunkte im Sport. Der Fortbestand des Landes-Leistungsstützpunktes Trampolinturnen steht auf der Kippe. Leiter Tobias Dorra (35) hat zum Jahresende bei der TG Münster seinen Trainervertrag gekündigt, weshalb erstens die Zukunft des Spitzensports dieser Sparte in diesem Verein offen ist und zweitens auch die Existenz des an die TG gekoppelten Stützpunktes.

Der Westfälische Turnerbund hat von der Entwicklung an der Lotharinger Straße Kenntnis genommen und wartet alles weitere ab. Nicht nur landes-, sondern auch bundesweit standen die TG und ihr Stützpunkt im Fokus, wenn zum Beispiel in Berg Fidel die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften und die DM der Landesturnverbände durchgeführt wurden. Mehrmals waren Funktionäre heilfroh, dass sich überhaupt jemand fand, der diese Titelkämpfe ausrichten konnte. Zu viel Bürokratie Wie Dorra im Gespräch mit echo-muenster erläuterte, haben "vor allem formelle und bürokratische Dinge“" die er als hinderlich empfindet, zu seinem Entschluss geführt. "Ich hege keinerlei Groll, aber es hat sich vieles aufgestaut." In dem Vielspartenklub, TG der sich mehr und mehr dem Breitensport verschrieben hat, habe man vor zwei Jahren bereits Veränderungen besprochen. "Zu wenige davon wurde umgesetzt.“ Zwar seien die Sparten im Verein zum Teil autonom, aber "Entscheidungen fällt noch immer der Gesamtvorstand.“

Ausgesprochen zeitintensiv sei, so Dorra, "der Alltagskram abseits des Trainings." Er habe in der 140-köpfigen Abteilung erkennen müssen, "dass Leistungssport und TG nicht gut zusammenpassen."“ Seine Versuche, bei der SV Münster 91 oder beim TSC in Gievenbeck anzudocken, endeten ohne Erfolg. Neuer Verein namens Ikarus Er erst ein paar Wochen alt ist sein Entschluss, ganz neu ist auch der Verein namens „Trampolinturnen Ikarus Münster“, den Dorra zusammen mit sechs weiteren Gründungsmitgliedern eintragen ließ. Der Antrag auf Aufnahme in den SSB ist gestellt – Voraussetzung für die Zuteilung von Hallenzeiten.

Dorra will den Leistungs- und Breitensport gleichermaßen dort fördern. Und sucht das Gespräch mit der TG, auch in 2010 die jetzt noch vereinsintern genutzten Zeiten und Geräte mit "Ikarus“ belegen zu können. "Wir wären dem Verein keine Konkurrenz, alleine schon aus Kostengründen nicht, denn wir sind teurer." Im Sinne der Spitzensportförderung wünsch sich Dorra eine einvernehmliche Lösung. Sein Pfund: Die sehr starke Trampolin-Leistungsgruppe mt deutschlandweit erfolgreichen Youngstern inklusive vieler Eltern von Spitzenathletinnen hat der Trainer und Organisator hinter sich. Und er hat eine B-Lizenz, die ihn auch zur Leitung des Stützpunktes befähigt. Zwei Klubs unter einem Dach? Derlei lizenzierte Trainer gibt es nur wenige in ganz Westfalen. Das weiß auch Jürgen Siekmann, Beisitzer im TG-Vorstand. "Stand heute können wir ohne einen solchen Trainer den Leistungssport nicht mehr stemmen", sagte Siekmann auf Anfrage von echo-muenster. "Die TG sagt aber ganz klar, dass wir in der Sparte weiterhin Breitensport und auch Wettkampfsport bis hoch zu einer bestimmten Ebene anbieten werden.“

Den Schritt Dorras bedauert Siekmann. "Und ganz klar ist uns nicht, warum er gehen will.“ Ob die Turngemeinde und der Klubneuling Ikarus zueinander finden, "muss man versuchen, in Gesprächen zu ermitteln. Wir sind auch an einer Lösung im Sinne des Sports interessiert.“ Begehrlichkeiten des neuen Vereins hinsichtlich Zeiten und Gerätenutzung in der Lotharingerstraße "könnten aber Probleme mit sich bringen." Schließlich sind auch andere TG-Sparten erpicht darauf, "die Halle häufiger nutzen zu können – wenn jetzt ein Mitbewerber von außen kommt, dann stehen sicherlich Diskussionen an."
 
Thomas Austermann
Mirko Bott