Die fliegenden Menschen sind zurück

Aus dem "Südkurier" von Arnold Wetzka

 

30 Ehemalige vereint in der Heimatstadt. Nach dreißig Jahren hat es geklappt: Die Trampolin-Turner des TV Villingen sahen sich an alter Wirkungsstätte wieder. Hartmut Riehle, gebürtiger Villinger und schon lange Jahre Medizin-Professor und Ordinarius für Sportwissenschaft an der Elite-Uni Konstanz – hatte die Sache in die Hand genommen. Die große Mehrheit der damaligen "Aktiven der ersten Stunde" freute sich über die Einladung und sagte ihre Teilnahme zu dem dreitägigen Treffen zu.

Begonnen hat die "Trampolin-Bewegung" vor fast 50 Jahren. Mitte 1959 stand plötzlich ein Trampolin in der Südstadt-Turnhalle, dem damaligen Domizil der Villinger Geräteturner. Die Firma Kaiser-Uhren hatte die Anschaffung des Gerätes aus den USA übernommen. Die Villinger Turner waren damit mit die Ersten im Badischen Turnerbund, die über ein solches Turngerät verfügten.

Das war die Stunde von Karl Joggerst, damals schon Sportlehrer in Königsfeld und Übungsleiter im Turnverein. Der frühere Meisterturner des TV übernahm die Trainingsleitung und machte die "Jucke", wie seine jungen Schützlinge das Turngerät auf gut Villingerisch nannten, zum neuen Mittelpunkt des Turnbetriebs. Und die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Schon nach kurzer Zeit mischten die TV-Trampoliner in der deutschen Spitzenklasse mit.

Die Mannschaften der Damen und der Herren waren bei Landes- und Deutschen Titelkämpfen immer ganz vorn zu finden. Namen wie Christa Freitag, Carmen Klein und Brigitte Schinke sowie Wilfried Richter, Hartmut Riehle und die Gebrüder Gerhard und Helmut Schubnell waren im ganzen Land populär – und in der Heimatstadt erst recht.

Der Höhepunkt dieser "Gründerzeit" war der Weltmeistertitel von Hartmut Riehle, der 1967 zusammen mit dem Pfälzer Kurt Treiter im Synchronspringen in London gewann. An den großartigen Empfang am Villinger Bahnhof erinnern sich noch viele "Fans" der damaligen Zeit.

Natürlich standen die sportlichen Erfolge bei den ausgetauschten Erinnerungen ganz vorne. Aber im Zentrum der Gespräche waren die vielen persönlichen Erlebnisse bei früheren Schau-Auftritten. Die "fliegenden Menschen" aus dem Schwarzwald waren häufig im In- und Ausland unterwegs.

Karl Joggerst ließ diese Veranstaltungen, wie es seine Art ist, fast minutiös Revue passieren. Er vergaß natürlich nicht, auf die damalige hervorragende sportliche Stellung der TV-Trampolin-Abteilung hinzuweisen. Bildvorträge – auch über die Freizeit-Unternehmungen der Gruppe – rundeten das Programm ab.

Das Programm hatte am Freitagabend im "Schlachthof" mit dem gemeinsamen Abendessen begonnen. Der 84-jährige Karl Joggerst referierte über die Entwicklung des Trampolinturnens in Südbaden und seine Stellung als Landesfachwart.

Hartmut Riehle wiederum ließ den Trainer und Coach Karl Joggerst hochleben und wies auf die für ihn persönlich wichtige Arbeit von Gerhard Schubnell hin. Der hatte die Abteilung später übernommen und leitet sie heute noch.

Das Programm wurde am Samstag mit einer Stadtführung fortgesetzt. Ein Bus brachte am Nachmittag die Gäste zu den alten Wirkungsstätten Südstadt-Turnhalle, Hubenloch-Sportplatz und Vereinsheim.

Es juckt die Veteranen

In der heute genutzten Goldenbühl-Turnhalle inszenierte Gerhard Schubnell eine Turnstunde mit Schau-Darbietungen. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt "juckte" es die verdienten "Veteranen" so richtig in den Beinen.

Nach einem "Weißwurst-Frühstück" am Sonntagmorgen hieß es auf Wiedersehen. Sicher war zuvor nicht nur die neue Einladung von Hartmut Riehle zu einem Treffen an der Uni Konstanz ein Thema, sondern auch das Jubiläum (50 Jahre) der Trampolin-Turner. Das wäre nächstes Jahr fällig – eine weitere Gelegenheit zu einem Wiedersehen.

 

Mirko Bott