RÜSSELSHEIM Die Geschichte der Trampolinabteilung der TG Rüsselsheim ist untrennbar mit einem Namen verknüpft: Alan Jackson. Nach insgesamt 32 Jahren ist der gebürtige Engländer nun als Trainer abgetreten. Grund genug, einen Blick zurück zu werfen.
Vor 33 Jahren kam Jackson aus beruflichen Gründen nach Deutschland, arbeitete als Zulassungsingenieur für die Luftfahrt in Wiesbaden. Über Dieter Nachtigall, Rüsselsheims langjährigen Sportamtsleiter, fand der gelernte Beratungsingenieur ein Jahr später den Weg in die Opelstadt. Zu dieser Zeit übten etwa zehn bis zwölf Kinder den Trampolinsport in Rüsselsheim aus, indes ohne größere Leistungsambitionen. Doch im Laufe der Jahre trug Jackson, der als Trainer und Wettkampfrichter für die Turngemeinde agierte, maßgeblich dazu bei, dass die Trampolinspringerinnen und -springer vom Untermain hessenweite Erfolge feiern konnten.
"Es hat sich seit damals viel geändert", sagte der 62-Jährige rückblickend. Anfang der 90er Jahre machte sich die Trampolin-Sparte der Turngemeinde dann als Abteilung für fast zehn Jahre selbständig. Ende 2000 wurde die Abteilung aus finanziellen Gründen wieder den Turnern angegliedert. Die Gelder für die Trampolinspringer seien daraufhin, laut Jackson, "so systematisch gekürzt worden", dass sogar über eine Auflösung der Abteilung nachgedacht wurde. Dem sportlichen Erfolg taten diese Widrigkeiten jedoch keinen Abbruch. 2004 holte die Mannschaft den Titel in der Oberliga, verzichtete aber auf den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Aus dem vergangenen Jahr steht der zweite Platz zu Buche.
Mittlerweile trainieren 20 Aktive drei Mal die Woche in der Leistungsgruppe, 40 Sportler auf Breitensportbasis für Kinder und Jugendliche sowie noch einmal 15 Mitglieder in der Breitensportgruppe für Jugendliche und Erwachsene. Da Alan Jackson beruflich viel in Europa unterwegs ist und dazu regelmäßig seine kranke Mutter in England besucht, hat er sich dazu entschlossen, sein Traineramt nieder zu legen. Bedingt durch den entsprechend langen Anfahrtsweg von seinem Wohnsitz Eppenhain im Taunus waren die drei zweistündigen Trainingseinheiten in der Woche oft mit einem Zeitaufwand von jeweils bis zu vier Stunden verbunden, den er einfach nicht mehr bewältigen konnte.
Um die Zukunft der Trampolin-Springer macht sich Jackson allerdings keine Sorgen. Mit sechs lizensierten Trainern und sieben Basisschein-Trainern seien die Rüsselsheimer "hervorragend bestückt". Etwas traurig stimmt ihn nur die Tatsache, dass die Turngemeinde im Dunstkreis der Deutschen Trampolin-Schule in Frankfurt beheimatet ist. Alle talentierten Akteure würden früher oder später in die Bankenmetropole abwandern, da sie bei den "Frankfurt Flyers", dem dortigen Trampolin-Vorzeigeverein, "profihafte Trainingsmöglichkeiten" vorfänden. Statt dreimal zwei Stunden die Woche sind hier fünf Übungseinheiten wöchentlich von vier bis fünf Stunden möglich. Aufgrund dieser Diskrepanz hätten die Rüsselsheimer auf Bundesebene keine Chance. "Aber das muss man akzeptieren. Die hessische Spitze ist realistisch", sagt Jackson.
Ganz verloren geht er der TG Rüsselsheim im Übrigen nicht: Wenn es den Trainer Alan Jackson auch nicht mehr gibt, so bleibt er dem Sport als Wettkampfrichter erhalten. Denn: "Trampolin ist mein Leben".
von Markus Jäger, entdeckt in der Main-Spitze am 19.4.2006