Das Interview

Interview mit Mannschaftsweltmeister Markus Kubicka (Frankfurt Flyers, 27) bei den Hessischen Synchronmeisterschaften am 1. Mai 2004 in Besse, geführt von Bernd Köcher.

Markus, im Moment scheinst Du ja ziemlich gut in Form zu sein. Bei den Hessischen Meisterschaften hast Du einen neuen deutschen Kürrekord mit 43,6 Punkten aufgestellt. Zwar hat es an diesem Tag nicht für den Titel gereicht, aber die Formkurve zeigt auch im April weiter nach oben. Bei den beiden Weltcups in Schweden und Russland hast Du auch wieder super Leistungen gezeigt. Wie fit fühlst du dich im Moment?

[Markus] Also, ich bin schon in der Form meines Lebens, muss ich sagen. Ich bin sehr zufrieden mit den Wettkampfergebnissen und auch im Training läuft es wie am Schnürchen.

Bei den Weltcups in Schweden und in Russland hast Du zweimal den zweiten Platz erreicht. Das hat doch sicherlich noch mal auch Selbstvertrauen für die nächsten schweren Aufgaben gegeben, nämlich nächstes Wochenende die Deutschen Meisterschaften und dann im Juni natürlich die Europameisterschaften. Ist es wichtig bei so einem Weltcup noch mal ganz vorne dabei zu sein oder schafft es einfach nur Gewissheit, dass man gut drauf ist.

[Markus] Prinzip ist es sehr gut vorne dabei zu sein, denn es war die gesamte Weltelite am Start und man gibt schon mal ein Markenzeichen für die Europameisterschaften ab. Die zwei Weltcups im April waren die letzten internationalen Wettbewerbe, wo man sich noch einmal den Kampfrichtern stellen kann, und von daher gesehen bin ich schon sehr zufrieden.

Du meinst also, das es für die Kampfrichter wichtig ist, zu sehen, dass man in einer guten Form ist. Bedeutet das wiederum viele Punkte bei einer Europameisterschaft?

[Markus] Der internationale Vergleich ist schon sehr wichtig. Wenn man sich vier, fünf Wochen vor den Europameisterschaften soweit vorne platzieren kann und das zweimal hintereinander, dann ist das schon mal ein kleines Ausrufezeichen für die EM.

Hast Du in diesem Jahr anders trainiert als in vergangenen Jahren?

[Markus] Ich habe dieses Jahr erstmals mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet. Bei diesem hatte ich zwei, drei Sitzungen und das hat mir mit Sicherheit einen kleinen Schub gegeben. Einfach sich den Wettkampfablauf mal vorzustellen und sich mental ein bisschen zu fokussieren. Ansonsten bin ich verletzungsfrei geblieben. Auch keine Kleinigkeiten, die mich zurückwerfen konnten.

Gestaltet man das Training anders? Übt man noch einmal neue Elemente ein oder konzentriert man sich nur auf die Festigung der Kürübung, die man sich für das Jahr vorgenommen hat?

[Markus] Ich habe speziell vor den Hessischen Einzelmeisterschaften auch mal die 16,4 Schwierigkeitskür trainiert. Wenn man dann im Schwierigkeitsgrad ein bisschen zurückgeht, hat man eine Bonuskraft, bzw. man hat einfach mehr Kraft für die leichtere Übung zur Verfügung.

Die etwas leichtere Übung ist immer noch eine 16,0. Man erarbeitet sich im Training also eine Art Puffer, um im Wettkampf die Sicherheit zu erhöhen.

[Markus] Wenn man es sich im Training ein bisschen schwerer macht, ist es natürlich von der Hyperkompensation her, rein sportmedizinisch gesehen, eben so, dass man es mit der 16,0 dann leichter hat.

Und die 16,0 ist auch die Kürübung, die Du bei der Europameisterschaft turnen wirst?.

[Markus] Alexander Russakov (Russland) hat zwar schon mehr als 16,0 Schwierigkeitsgrad bei den Weltcups geturnt, aber ich habe Ihn mit 16,0 schon geschlagen, also Schwierigkeit ist nicht alles. Und weil es jetzt bis zur EM um die Olympiaqualifikation geht, möchte ich jetzt auch das Risiko einer 16,4 einfach einmal nicht eingehen. Die 16,0 ist im internationalen Vergleich immer noch die höchste bzw. zweit-, oder dritthöchste Schwierigkeit von allen.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass man nicht unbedingt die höchste Schwierigkeit turnen muss, um zu gewinnen. Gibt es da eine Möglichkeit die 16,0 in der Ausführung noch zu verbessern. Oder kommt es auf die Tagesform an?

[Markus] Mittlerweile ist es schon so, dass man, wenn man international vorne dabei sein will, mit einer 15,6 oder Ähnlichem nicht mehr hinkommt. Wenn alle Guten normal durchturnen, dann ist 15,6 schon ein bisschen zu wenig. Von daher sehe ich mich mit meiner 16,0 gut gewappnet.

O.K. Mit 15,6 kann man zwar unter die ersten fünf kommen, aber eigentlich nicht gewinnen.

[Markus] Eigentlich nicht.

Wie Du schon angesprochen hast, ist die Olympiaqualifikation doch noch einmal ein Thema geworden, nachdem Du die zwei Weltcups ganz weit vorne absolviert hast. Denkst Du im Moment an eine noch mögliche Qualifikation für Athen, nachdem Du dich mit deiner guten Form wieder empfohlen hast? Auch Henrik Stehlik aus Salzgitter, der amtierende Weltmeister von Hannover im letzten Jahr, hat sicherlich gute Chancen. Denkt man über die Chance nach oder hast Du die Einstellung, erst einmal Deine eigene Leistung zu bringen und dann zu schauen, was dabei rauskommt.

[Markus] Seit dem Weltcup in Schweden, wo ich weitere Qualifikationspunkte geholt habe, steht es nur noch sechzehn zu sieben, statt sechzehn zu null. Der Startplatz für die Olympiade ist natürlich wesentlich greifbarer geworden, als eben vor den Weltcups. Ich werde mit Sicherheit angreifen und alles dafür tun, dass ich möglichst viele Punkte sammle und wenn ich dann Henrik überhole, dann bin ich natürlich sehr froh. Aber vielmehr geht es bei mir schon von Wettkampf zu Wettkampf . Es kann bei den Deutschen Meisterschaften schon alles vorbei sein, wenn es schlecht läuft. Es kann sich aber auch noch mehr dramatisieren, wenn ich Henrik in Berlin schlage und dann noch mehr Punkte hole. Aber schlussendlich wird es sich erst bei der EM entschieden.

Fällt das Training einfacher, wenn man die Erfolge im Rücken hat, als wenn man einen Wettkampf hatte, wo es nicht so gut lief?

[Markus] Also, das Training gestern ist mir ganz schön schwer gefallen. Da ist so gar nichts zusammengelaufen. Solche Tage hat man halt auch. Aber im Grunde genommen fällt es einfacher sich zu motivieren und zu wissen, man hat es ziemlich gut drauf und ist ziemlich gut in Form. Dann ist es auch recht einfach, so ein Training durchzuziehen und dann auch mal zu sagen ich mache im Training zwanzig Durchgänge statt fünfzehn.

Heute startest Du mit Vladimir Cojoc bei den Hessischen Synchronmeisterschaften. Ist das in der Vorbereitung eher störend oder hilft es im Rhythmus zu bleiben?

[Markus] Im Prinzip kommt der Wettkampf schon recht ungelegen, weil ich jetzt sehr viele Wettkämpfe hatte, mit dem ersten Weltcup in Aachen, dann dem Rheinhessenpokal in Mainz, den zwei Weltcups und den Hessischen Einzelmeisterschaften. Nächste Woche schon die Deutschen Meisterschaften. Es ist schon ziemlich voll. Und ich hätte gerne Pause gehabt. Aber ich habe dem „Vladi“ halt versprochen, mit ihm zu springen. Von daher gesehen habe ich keinen Rückzieher machen wollen. Aber ich hätte auch gern mal ein Wochenende Pause gehabt. Es ist jetzt aber nicht soviel Aufwand, das ich komplett aus dem Rhythmus käme.

Wie sieht die Planung für die Europameisterschaft aus. Konzentrierst Du Dich nur auf den Einzelwettbewerb oder startest Du auch im Synchron?

[Markus] Ich habe Anfang des Jahres mit dem Bundestrainer Michael Kuhn abgesprochen, das wir uns auf Einzel konzentrieren und da voll angegriffen, weil auch Olympia zu diesem Zeitpunkt nicht unmöglich war. Für die Deutschen Meisterschaften werde ich im Synchronspringen mit Adam Götz antreten. Der passt von der Technik, der Höhe der Schwierigkeit und von der Zusammenstellung der Übung am besten zu mir. Wenn das gut läuft und wir keine Abstimmungsprobleme haben, werden wir uns einen Start bei den Europameisterschaften überlegen.

Danke fürs das Interview und viel Erfolg für die bevorstehenden Aufgaben.

Bernd Köcher

Mirko Bott