Nied. Noch etwas außer Atem, die Ellbogen fest an den Körper gepresst und die Hände zu Fäusten geballt, stand Michael Kubicka nach seiner letzten Übung auf dem Trampolin und strahlte übers ganze Gesicht. Drei fast fehlerfreie Übungen, insgesamt 30 Sprünge, waren ihm im Bundesliga-Wettkampf gegen den TSB Schwäbisch Gmünd gelungen, der mit einem Sieg der Trampolinturner der SG Nied endete. 433,90 Punkte sammelten Michael Kubicka und Co. in der "Flugstunde", die Schwaben brachten es auf 407,20 Zähler und stehen nur noch dank der besseren Differenz in der Summe der Pflicht- und Kürdurchgänge auf Tabellenplatz zwei vor Nied.
Der dritte Rang würde reichen, um sich abermals fürs Bundesliga-Finale am 13. Dezember, das Tabellenführer und Top-Favorit TGJ Salzgitter ausrichtet, zu qualifizieren. Obwohl mit den Wettkämpfen beim TV Gernsbach (22. November) und gegen den Kempener TV (29. November) noch die vermeintlich leichteren Gegner auf dem Programm stehen, warnt Michael Kubicka davor, die beiden Aufgaben auf die leichte Schulter und die Endkampf-Teilnahme schon als selbstverständlich anzunehmen. "Gerade in den Wettkämpfen muss man zeigen, was man drauf hat und gewillt ist, im Liga-Finale zu turnen", sagt Michael Kubicka, der in Nied Mann des Tages war und auch in der inoffiziellen Einzelwertung mit 111,70 Punkten nur dem für den MTV Bad Kreuznach turnenden Niederländer Alan Villafuerte (112,10) den Vortritt lassen musste. Dass der "fliegende Holländer", wie Nieds Team-Manager Heinz-Peter Michels scherzhaft bemerkte, vor ihm rangierte, störte Michael Kubicka aber nicht weiter. Der 26 Jahre alte Berufssoldat war viel zu glücklich über die eigene Leistung, um sich an solcher Kleinigkeit zu stören. "Ich glaube, meine erste Kür war die beste Übung, die ich jemals geturnt habe", freute er sich. Mit 42,30 Punkten gelang ihm die höchste Kür-Wertung des Tages in Nied, noch ein Zehntelpunkt besser als die beste Wertung seines Zwillingsbruders Markus, obwohl der Mannschafts-Weltmeister mit 16,0 Punkten sechs Zehntelpunkte mehr im Schwierigkeitsgrad präsentierte.
Schon nach der Pflichtübung, die er gemeinsam mit Vladimir Cojoc als Bester mit je 28,30 Punkten absolvierte, war Michael Kubicka erleichtert ("Das war wichtig. Ich habe ja zuletzt in der Pflicht auch nicht geglänzt"), lief dann in der Kür zu großer Form auf und verdiente sich ein Sonderlob von Tatjana Erkin. "Ich bin super zufrieden", sagt die Trainerin, "vor allem mit Michael, der zum ersten Mal besser als Markus und Vladi turnte." Besonders für Erkin war die Anspannung groß. "Ich habe heute Nacht nicht geschlafen", bekannte sie freimütig. Der verpatzte Auftritt vergangene Woche in Salzgitter und die folgende Unsicherheit, ob die Form ihrer Mannschaft reicht, um mit einem Sieg gegen Schwäbisch Gmünd die Chance aufs Finale wahren zu können, hatten ihre Nerven arg strapaziert. Die Spannung war allerdings schon vor dem Wettkampf ein wenig gewichen. Die Gäste waren nämlich ohne Adam Götz angereist. Der Mannschafts-Weltmeister hatte wegen einer Verletzung an der Hüfte vom Arzt Startverbot erhalten. Damit waren sie doch erheblich geschwächt. "Nur mit gröberen Patzern von Frankfurt hätten wir uns mehr ausrechnen können", sagte Trainer Joachim Krieg, der die Hoffnung auf die Endkampf-Teilnahme aber nicht aufgibt, denn Schwäbisch Gmünd tritt im letzten Wettkampf beim MTV Bad Kreuznach an, und dann soll Götz wieder dabei sein.
Die SG Nied indes sollte den entscheidenden Schritt ins Finale getan haben und auch mit veränderter Formation die nächsten beiden Wettkämpfe bestehen können. Der WM-Siebte Nuno Merino, der gegen Schwäbisch Gmünd seine Pflicht abermals verturnte, in den beiden Kür-Übungen die Zuschauer in der Niddahalle aber mit gewohnt sicheren Vorstellungen überzeugte, fährt nun für zwei Wochen nach Hause, um sein Studium fortzusetzen. Rechtzeitig zum Finale wird der Portugiese, der sich auf Anhieb in die Mannschaft integrierte (Markus Kubicka: "Wir haben sehr viel Spaß mit ihm") aber zurückkehren. Für ihn will Michels Georg Rothe (16 Jahre) und Christian Krall (17) je eine Chance geben, und für Lia Bendianishvili turnt Wiebke Goos. (kes)
Ergebnisse, SG Nied: Michael Kubicka 111,70 Punkte (Pflicht 28,30/1. Kür 42,30/ 2. Kür 41,10), Markus Kubicka 111,00 (28,20/42,20/40,60), Lia Bendianishvili 93,70 (26,50/33,30/33,90), Sven Chmilecki 92,20 (21,10/34,70/36,40), Nuno Merino 90,50 (8,70/41,00/40,80), Vladimir Cojoc 76,90 (28,30/38,20/10,40). Außerdem: MTV Bad Kreuznach – TV Gernsbach 415,10:373,70. Tabelle: 1. TGJ Salzgitter 12:0 Durchgänge/865,80 Gesamtpunkte/ 4:0; 2. TSB Schwäbisch Gmünd 12:6/ 1213,50/404,50, 3. SG Nied 8:10/1231,00/ 4:2, 4. Kempener TV 6:6/746,10/2:2, 5. MTV Bad Kreuznach 10:8/1253,70/2:4, 6. TV Gernsbach 0:18/01088,90/0:6.